Amis mit Geschmack
Nach dem Untergang der DDR kam auch ihre Bildende Kunst in Verruf. Sie sei
ja keine gewesen, lautete das Verdikt, sondern nur Propaganda. Schließlich
wären die meisten Kunstwerke im Staatsauftrag entstanden. Die, die solches
behaupten, hatten offenkundig übersehen, dass die meisten Werke der
Kunstgeschichte sogenannte Auftragswerke waren. Das in der
DDR am häufigsten reproduzierte Gemälde war Walter Womackas
"Am Strand" (1962/63), von dem übrigens auch der Fries
am Berliner Haus des Lehrers und der Brunnen auf dem Alexanderplatz stammen.
Die gesamte erste Auflage - immerhin 3000 Reproduktionen - ging in die USA,
Großbritannien und nach Belgien.
Radeln für Erich
Die DDR baute zwar nicht die meisten Fahrräder, wohl
aber die schnellsten und auch das gößte. Das kreierte 1988 Dieter Senft
aus Kolpin nahe Fürstenwalde. Die Räder hatten einen Durchmesser von 2,50
Meter, der Sattel befand sich drei Meter über den Boden. Senft baute auch
das kleinste fahrbare Rad: Mit 32 Zentimetern Länge passte es in
einen Schuhkarton. Insgesamt schaffte es Senft dreizehnmal ins
Guinness-Buch.
Rucksackbulle
Als man in der wie in der Industrie zur
Massenproduktion überging, kam eine neue Profession zur Blüte: die
künstliche Besamung. Die Rinder wurden nicht mehr zum Bullen
geführt, sondern den entscheidenden Tropfen führte ihnen profan ein
Veterinär ein. Ob dieser Verrichtung hieß er
"Rucksackbulle". Es gab nicht viele Samenspender. Der
DDR-Rekordbulle hieß "Achaz" und stand in der LPG
"Lenin" in Battin im Kreis Jessen. Er war nachweisbar Vater
von mehr als 60000 Kälbchen. 1988, als man ihm den Gnadenschuss
gab, zählte er elf Jahre und wog 1040 Kilo. Der Kopf des tonnenschweren
Tieres wurde präpariert und hängt heute im
Geschäftszimmer des LPG-Nachfolgebetriebes in Battin. Ehre wem Ehre
gebührt. Leider war "Achaz" nicht an der einzigen
Vierlingsgeburt der DDR beteiligt. Die gab es 1988 in der LPG Leppin im
Kreis Osterburg.